Montag, 22. März 2010

Dumm-di-dumm-di-dumm ...

Es häufen sich seit geraumer Zeit die Buchtitel, die diesem unserem Volke bescheinigen, dass hier ja wohl intellektuell alles den Bach runter geht. »Generation Doof«, »Hurra, wir verblöden«, »Die verblödete Republik«, »Deutschland, Deppenland« -- wer zählt die Bücher, nennt die Autoren. Schlimmschlimmschlimm, alles! Da muss man dringend was für die Bildung tun!

Auch die Deutsche Bahn lässt sich da nicht lumpen und hat eine bundesweite Bildungskampagne angeschoben, mit der den Leuten wieder beigebracht werden soll, dass man fürs Zugfahren was bezahlen muss. Merke insbesondere: Auch Teilstrecken oder Rückfahrten, von manchen ja als Bestandteil derselben Reise verstanden, sind nicht umsonst zu haben!



Und damit etwane neue Bedienstete schon von vornherein begreifen, dass auch sie nicht einfachso mit der Bahn von A nach B kommen, um ihren jeweiligen Dienstort zu erreichen, stehen schon in der Ausschreibung die allgemeinen Beförderungsbedingungen mit dabei.



Oder ist »Führerschein für Reinigungsarbeiten« der moderne Begriff für die ehemals so genannte »Lizenz zum Putzen«? -- Langsam komm ich da ja echt nicht mehr mit, bei all diesen neuen Berufsbegriffen, von Bachelor bis Mechatroniker, von Facility Manager bis »Eisenbahner/in im Betriebsdienst der Fachrichtung Lokführer/in und Transport« (das heißt wirklich so! Kuckstu hier, ungefähr auf der Mitte der Seite).

Zu dumm bin ich auch zu kapieren, warum diese »Kraft« deutschsprachig sein muss. Um sich auch ebenso wir-sind-hier-in-Deutschland-westergewellt angemessen wie angeregt (grade Südländer tun sich ja oft schon mal durch sprachbegleitenden Körpereinsatz hervor), mit dem Wischmopp oder dem Staubwedel unterhalten zu können? (Wo ich grad von Westerwelle rede, sei nebenbei der Hinweis auf dies gestattet.)

Trost aber folgt wie so oft auf dem Fuße: Computer sind ebenfalls recht dumme Kreaturen. Genauer gesagt sind sie jedenfalls höchstens so klug wie der Mensch, der sie bedient. Das gilt zumal für die Stimme vom Band am Bahnsteig.

In Heidelberg hat man da anscheinend vor etwa zwei Wochen gründlich renoviert und die Textschnipsel für die automatisierten Ansagen mit kreativem Gestaltungswillen neu zusammengebaut. Mal so als Beispiel: Gegen halb fünf am Nachmittag fährt von Gleis zwo eine S-Bahn nach Mannheim und Germersheim. Die besteht aus zwei, zusammengekoppelten, Zügen. Daher lautet neuerdings die Ansage: »Bitte beachten Sie: dieser Zug wird in Mannheim-Hauptbahnhof geteilt. Der mittlere Zugteil fährt nach Germersheim, der mittlere Zugteil fährt nach Mannheim-Hauptbahnhof.«

Kurz danach fährt dieses Gebilde (der Fachmann sagt: dieser Park) ab, und für kurze Zeit ist in Heidelberg kein einziger Zug an auch nur irgendeinem Gleis. Das beeindruckt die Stimme vom Band jedoch kein Stück, die sagt uns, die wir an Gleis drei auf den IC nach Frankfurt warten: »Meine Damen und Herren an Gleis drei, bitte steigen Sie ein. Türen schließen selbsttätig. Vorsicht bei der Abfahrt.«

Bislang hab ich allerdings noch nicht gesehen, dass jemand dieser Aufforderung am leeren Gleis Folge zu leisten versucht hat.

Sind ja vielleicht doch alle nicht so völlig verblödet, schließe ich daraus. Vorschnell? Mag sein. Trotzdem.

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