Freitag, 20. November 2009

Ach, und Heidelberg...

Die Amis mögen Heidelberg ja. Das liegt unter anderem an Mario Lanza, weil der seinerzeit immer gern das Musical (oder was) vom "Student Prince" gab, in dem man glaubt, dass die gesungene Aufforderung: "Aints, tswai, dwai, fier - lift jur Schtei-hein änd drink juhr bier" einem deutschen Studentenritual entnommen wäre. U.a. unter der merkwürdigen Annahme, das Wort "Stein" würde "Bierglas" bedeuten. Dieses Gerücht hält sich daraufhin in Vespuccistan (Harry Rowohlt) ja immer noch.

Man kann sich aber leicht vorstellen, wie sowas zustande kam. Ich mein: In einer Stadt, in der man offenbar ungestraft

- Schlicksupp heißen, außerdem
- bei der Sparkassen-Versicherung arbeiten,
- Blitze in die Werkstätten daraufhin dankbarer Handwerker schicken darf sowie
- sich nicht schämt, alle diese Umstände auch noch auf Werbeplakaten zu verbreiten.

Da ist also tatsächlich alles möglich, warum sollte man daher hier nicht auch Steine zum Biertrinken verwenden?



... zur Verdeutlichung noch mal hier...:



Und das mitten in Deutschland. Unter solchen Vorzeichen ist sicher nahezu verständlich, dass die Touri-Amis leicht in entsprechende Verwirrung gestürzt werden können.

Damit aber bei uns klardenkenden Alteuropäern dann doch keine Missverständnisse aufkommen: In Heidelberg sorgen ausschließlich Sparkassen-Versicherungsvertreter mit unmöglichen Namen dafür, dass Blitzschäden auch gefälligst eintreten und die Kunden entsprechend glücklich machen!

Krankenversicherungen z.B. werben hier demhingegen nämlich ausdrücklich, gezielt und nur um Leute, bei denen der Schadensfall auf keinen Fall eintritt! So verlautbart etwa die "SDK" (Süddeutsche Krankenverkicherung):



Nicht dass die andern KVs das nicht am liebsten genauso hätten. Aber nur die SDK ist m.W. auch so ehrlich, das von vornherein und auf Werbeplakaten entsprechend deutlich zu sagen!

Donnerstag, 19. November 2009

Frage zur Rechtschreibreform

Wie trennt man eigentlich heutzutage (bzw. heut zu Tage) das Wort "Verkaufshit" richtig?

Freitag, 13. November 2009

Fehler im System

In den Toiletten der InterCity-Züge liest man oft:

"Bitte verlassen Sie diesen Raum so, wie Sie ihn vorzufinden wünschen!"

Reichlich unverschämte Bitte, finde ich.

Wer hat denn so viel Geld?! Oder auch nur funktionierende Armaturen und durchgängige Wasserrohre, Handtücher, Zwischenwände und Fenster (ersatzweise funktionierende Klimaanlagen) und dergl. Utensilien zum kompletten Umbau dieser Zellen im Gepäck? Oder die notwendigen Horden an Handwerkern im Schlepptau, die besagten Raum jedesmal, wenn einen jener Hinweis ereilt, so erweitern, ausschmücken, herrichten und umbauen, wie man ihn vorzufinden wünscht?!

Und wieso überhaupt beim Verlassen?!

Ich kann mich ja im entsprechenden Notfall in so ein versyfftes Kabuff verfügen, wie es der Vorgänger (bzw. insbesondere die Vorgängerin, man möchte manchmal an seinen feministischen Vorurteilen verzweifeln!) hinterlassen hat, ohne der o.g. Bitte Folge zu leisten, nä? Aber wenn ich rausgehe, dann hätte Herr Grube gern, dass ich ihm eine meinen Vorstellungen eines wünschenswerten Abtritts entsprechende Räumlichkeit da eingebaut habe und hinterlasse, ja? Oder wie?

Und was machen derweil die armen Leute, die vor der Tür warten, während drinnen umgestaltet wird? -- Naja, die können sich ja schon mal überlegen, wie sie "diesen Raum vorzufinden wünschen", um entsprechend hinterher meine Umbauten alle wieder rausreißen und alles so zu machen, wie sie es da gern hätten und zu hinterlassen haben.

Rassismusverdächtiges Haiku

Fünf besoffene
Schwaben im Bistrowaggon.
Muss ich mehr sagen?!

Dienstag, 6. Oktober 2009

Thank you for travelling...

Kurz vor der Endstation des InterCity (an der ich in den ICE nach Göttingen umsteige) meldet sich noch einmal die freundliche Stimme der Zugdurchsagerin:

„Verehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir unseren Zielbahnhof Frankfurt. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend und möchten uns ganz herzlich bei Ihnen für Ihre Fahrt mit der Deutschen Bahn entschuldigen.“

Siehste - geht doch!

Dienstag, 28. Juli 2009

Rengschpurrch

So ungefähr spricht sich Regensburg im dortigen lokalen Dialekt.

Und diese Stadt ist auch sonst halbwegs lustig, sofern man das auf den beschränkten Bereichen feststellen kann, auf denen ich dort diese Woche als Urlaubsvertretung durchs Gelände schnüre. Zum Beispiel laufen dort Menschen rum, die schwarze Einkaufsbeutel aus Leinen mit sich herumtragen, die natürlich bedruckt sind (also die Einkaufsbeutel jetzt, ne?). Und zwar mit den Worten:

Ich liebe Bücher!
Pustet!

Nun mochte ich aber nicht einsehen, warum ich dieser Aufforderung Folge leisten sollte, so sehr ich es zu schätzen weiß, wenn jemand Bücher mag. Wenn die Leselust in derartige Bevormundung wildfremder Leute ausartet, pfeif ich da doch eher drauf! Genau wie die andern Leute an der Bushaltestelle am Bahnhof übrigens auch, aber die wussten wohl ohnehin schon, dass nicht alles, was wie ein Imperativ plural aussieht, auch einer ist. Klar, waren ja sichtlich bzw. hörlich alles Einheimische.

Hübsch ist aber auch diese eine Haltestelle, wenn man vom Bahnhof mit der Buslinie 6 Richtung „Klinikum“ fährt. Die, bei der die Dame vom Band „Galgenberg, Arbeitsamt, Finanzamt“ ansagt. -- In Regensburg denkt die Stadtplanung also wohl praktisch und packt zusammen, was zusammengehört. Vielleicht sollten sich andere Kommunen daran ein Beispiel nehmen?

Nein, wohl besser doch nicht.

Der heutige Hammer des Tages kommt aber erst jetzt und hat mit Regensburg selbst gar nicht so viel zu tun, sondern nur (?) mit der Bahnverbindung von dort zurück nach Göttingen. Da ist mir heute abend das schier Unmögliche, einfach Undenkbare begegnet:

Als der betreffende ICE an der Zwischenstation Kassel-Wilhelmshöhe eintraf ...

... da war er ...

... ich trau mich fast nicht, das wirklich auszuschreiben ...

War aber so! Ehrlich!

Da war er ...

... drei Minuten zu früh da!

Der Spruch wg. „Zeichen und Wunder“ hat seit heute eine ganz neue Bedeutung für mich, dös glauppst abba!

Ich bin noch immer ganz wuschig davon. Und frag mich jetzt, ob das meine Chancen beim Lotto-Jackpot evtl. um eine weitere schicksalsmäßige odr auch wahrscheinlichkeitsrechnerische Dimensionskerbe runterschraubt. Denn dass einem im Leben sowas und dann auch noch ein Lottogewinn beschieden sein kann, dürfte ja wohl vollends ins Reich der Utopie lappen.

Samstag, 13. Juni 2009

Menschenhandel in Göttingen!

Das wollte ich schon lange mal gesagt haben: In Göttingen wird mit Menschen gehandelt! Und das ganz öffentlich! In der Goetheallee, bei einem - zwinker-zwinker - Immobilienmakler!

Da diese Angebotsschilder ganz offen da im Schaufenster stehen, hab ich meine Fotos nicht weiter bearbeitet, in der Hoffnung, dass das mit dem Personenschutz dann schon klar geht... Die Alternative wäre ja, dass vielleicht jemand behauptet, ich hätte diese Sachen mit Bilderladen (oder wie heißt das noch?) selbst gestrickt. Und dem Vorwurf möchte ich mich nu auch nicht aussetzen. Das ist nämlich wieder mal alles echt.

Immerhin ist man bei dieser Firma allerdings schön gendermäßig ausgewogen, also nix mit bloßem (?) Mädchenhandel oder so. -- Wobei, ganz so ausgewogen ist das inzwischen auch nicht mehr, er hier scheint vor zwei-drei Wochen einen Interessenten (eine Interessentin?) gefunden zu haben, jedenfalls steht das Schild nicht mehr im Fenster. Für alle, die wissen wollen, was ihnen also entgangen ist...:

Zum Vergrößern hier klicken

Sie hingegen ist weiterhin im Angebot:

Zum Vergrößern hier klicken

Und irgendwann nehme ich mir doch mal ein Herz, gehe auf meinem Weg zum Bahnhof rein in den Laden und frage, was sie denn kosten soll. Nicht weil ich sie kaufen wollte, bewahre! Nein, nur interessehalber, um zu erfahren, was solche Makler heutzutage so für Preise haben. Und ob Ronnys Eltern damals vielleicht ein bisschen zuviel "Pu der Bär" gelesen haben.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Europawahl

Deutschland liegt in Europa. Da sind wir uns doch wohl einig. Ziemlich fett mittig sogar, zumindest wenn man in Nord-Süd-Richtung schaut (oder meinetwegen auch Süd-Nord, ich seh das nicht so eng).

Dachte ich jedenfalls immer.

Die FDP scheint allerdings zu fürchten, dass das irgendwer bezweifelt, und findet deshalb, dass sie sich den Slogan „Für Deutschland in Europa“ auf die Fahnen schreiben muss und sich demnach anscheinend dafür einsetzen will, dass Deutschland nicht auf einem anderen Kontinent vermutet wird. Oder gar auf einen anderen versetzt.

Das macht mich irgendwie stutzig: Hat vielleicht doch irgendwer irgendwo behauptet, dass Deutschland nicht in Europa läge? Oder jedenfalls nicht mehr lange?

Die CDU wars jedenfalls schon mal nicht, die behauptet ja standhaft, dass „Wir in Europa“ sitzen und vertritt diese Ansicht auch im Fernsehn. Da sagt das sogar die Kanzlerin, und die wirds ja wohl wissen. Auch wenn sie in ihrem ursprünglichen Beruf (nein ich meine jetzt nicht ihre seinerzeitige Tätigkeit als „Sekretärin für Agitation und Propaganda“ bei der FDJ, sondern die Physikerin in ihr) mit Geografie so richtig ursprünglich nicht unbedingt befasst war.

Nu schwört aber demgegenüber die „Linke“ ihre Anhängerschaft auf „Gemeinsam für den Wechsel in Europa“ ein.

Ist da also doch was im Busch? Wissen die „Linken“ mehr, als die andern Parteien uns verraten wollen? Wird Deutschland demnächst gegen Brasilien ausgetauscht? Oder gegen Burkina Faso? (Peer Steinbrück hat da ja neulich schon mal so Andeutungen gemacht! Steuererleichterungsoasen und dergleichen, man erinnert sich. Hat der sich nur verplappert?!)

Oder meinetwegen Austausch gegen Kuba. Denen gehts wirtschaftlich auch nicht gar so gut, und Inseln aus dem spanischen Sprachraum sind bei deutschen Urlaubern ja durchaus beliebt. Warum nicht selber eine werden?! Spart man sich den Flug und tut sich in Sachen „ökologischer Fingerabdruck“ zusätzlich noch was aufs Positiv-Konto, weil man eh schon da ist... ?

Denkbar wär jedenfalls also vielerlei. Es könnte beispielshalber auch sein, dass ganz Brüssel gegenüber Kim Jong Il und seinen Atomraketen einknickt und Ost- sowie Westdeutschland komplett gegen Nord- sowie Südkorea auswechselt! Die Konstellationen sind da immerhin ähnlich wie hierorts vor zwanzig Jahren. Und vielen Leuten fehlt ja seitdem was.

Nicht auszudenken, alles... Am nächsten Wahlsonntag wird also echt Weltpolitik gemacht, oh hauerha!

Sonntag, 24. Mai 2009

Sicherheitspolitik in Bremen


Bremen dürfte mit einiger Sicherheit die sicherste Stadt der Republik sein. Zumindest nachts.

Wo andere immer mehr Videokameras und so Zeug aufhängen, um potentielle Gewalttäter von bestimmten Orten fernzuhalten, geht man in Bremen nämlich – jedenfalls teilweise, denn ein paar Überwachungskameras gibt es hier natürlich auch – einen ganz anderen Weg: Statt immer und immer mehr und mehr Kameras hängt man vor der Fußgängerzone und an Spielplätzen und ähnlich neuralgischen Punkten einfach Verbotsschilder auf!

Geniale Idee, finde ich. Denn das ist natürlich bedeutend kostengünstiger. Und schätzungsweise genauso wirksam.

Dienstag, 5. Mai 2009

Theodizee


Jetzt isses also raus, und die katholische Kirche selbst in ihrer Ausprägung als Werbeplakat fürs Hilfswerk Misereor verlautbart die gültige und vor der Veröffentlichung ja wohl vom Papst abgenickte Antwort auf die Frage nach GOttes Anteil am Zustand der Welt („Wie kann GOtt das zulassen?!“). -- ER kann eben nicht alles alleine regeln!

Soviel also schon mal zur vorgeblichen „Allmacht“ GOttes. Mich hat das mit dem freien Sonntag (oder meinetwegen Samstag, Sabbath halt, also eben Ruhetag) nach all den Anstrengungen wg. Schöpfung ja eh immer mal wieder stutzig gemacht, wenn ich grad nichts anderes zum Drübernachdenken bei der Hand hatte. -- Womit ich nichts gegen die damit zusammenhängende Schaffung des Wochenendes gesagt haben möchte! Gewerkschaftsfreundlich ist er ja, der GUte, da kann man i.a. echt nicht meckern!

Seis drum: Ich fand Fanny Müllers Klärung der oben besagten Frage zwar bisher immer ein bisschen charmanter („er gewöhnt sich wohl gerade das Rauchen ab“) als die meisten anderen Antworten, die ich als gewesener Theologe so zur Kenntnis nehmen musste. Einleuchtend ist das Wort von Sr. Lucia Benedikt, Seglerin, aber sicher ebenfalls.

Genauer gesagt müsste ich mich, wenn statt dessen Fanny Müllers Einlassung zu diesem Sachverhalt näher an der Wahrheit sein sollte, geradezu persönlich beleidigt fühlen! Denn es grenzt ja wohl an Unverschämtheit, auch mir das Rauchen zu verleiden, nur weil ER evtl. mit dem Nikotin- und Spielzeugentzug Probleme hat! Oder? Also bitte!

Ceterum nämlich censeo, dass es keinen erkennbaren Grund gibt, mir schon wieder eine Erkältung - wenn nicht schlimmere Dinge - anzuhexen, nachdem ich dieses blöde Getue doch erst vor ein paar Wochen losgeworden bin!

Außer vielleicht der Annahme, ich hätte wohl - hüstel - Zug gekriegt.

Dienstag, 28. April 2009

Pastewkaeskes

Was mit Jandl (siehe dort) funktioniert, geht ja aber beispielsweise auch mit der legendären Frage von Bastian Pastewka, als es die „Sat1 Wochenshow“ noch gab: „Wolle Rose kaufe?“

Im Bekleidungsgeschäft: „Wolle Hose kaufe?“
An der Imbissbude: „Wolle Soße kaufe?“ (*)
Auf der Tupperparty: „Wolle Dose kaufe?“
Im HiFi-Laden: „Wolle Bose kaufe?“
Im Lottoladen: „Wolle Lose kaufe?“
Beim Fototermin: „Wolle Pose kaufe?“
Im Theater: „Wolle Loge kaufe?“
In einer Berliner Kneipe: „Wolle Molle saufe?“
In der Spinnstube: „Wolle Wolle raufe?“
...

Mit der Forderung „Keine Macht den Drogen“ ist ebenfalls so manches möglich:

Überall in der Welt: „Keine Macht den Doofen!“
In Venedig: „Keine Macht den Dogen!“
In Schottland: „Keine Macht den Hosen!“
In Liliput: „Keine Macht den Großen!“
Auf Feten: „Keine Macht den Drögen!“
Angesichts sächsischer Kartoffeln: „Geine Machd den Oogen!“
Beim Festbankett: „Keiner macht Elogen!“
Vorm Strafgericht: „Rainer hat betrogen!“
Im Café Keese, kurz vor Feierabend: „Keiner mag mehr schwofen!“
Auf der Luftmatratze: „Keine Pracht beim Pofen!“

Weitere erste Bruchstücke, mit denen man vielleicht weiterarbeiten könnte:

Keinen Schmacht
Überdacht
Keine Schlacht
...

Nein, ich besitze kein „Reimlexikon“ und werde mir auch keins anschaffen.

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(*) Der Kaffeeschubser heute im ICE nach Würzburg, als ich miterleben durfte, wie wirklich mal jemand einem dieser bedauernswerten „Snack-Express“-Sklaven einen Kaffee abkaufte: „Milch dazu? Zucker? Ketchup?“

Montag, 27. April 2009

Jaja, die Medien...

Außer der Reihe: Im ZDF gibts nach den Hauptnachrichten (heute) ein Extra-Magazin zur Schweinegrippe. In der ARD spezialisiert man nach der Tagesschau mit Klinsmann und seinem Trainer-Debakel bei Bayern München.

Sacht uns das getz' was über die jeweiligen senderspezifischen Zielgruppen-Analysen in Bezug auf Sondersendungen? Oder haben sich die beiden die Top-Themen des Tages nur im Sinne des öff.-rechtl. Informationsauftrags gerecht geteilt?

Das sind so Fragen... Wobei das mit der Gerechtgkeit schon mal nicht stimmen kann, die ZDF-Sondersendung zur Schweinegrippe dauert zehn Minuten, das ARD-Spezial zu Klinsmann deren zwanzig. Tja.

Mamma, look, a boo-boo!

Schräg gegenüber im InterCity hat sich ein Typ so richtig breit und es sich gemütlich gemacht. Sitzt allein in einer Vierersitzgruppe mit Tisch, alle vier Sitze hat er mit Kram belegt (so siehts jedenfalls aus meiner Perspektive aus), der Tisch hochwichtig und breitflächig mit aufgeklapptem Laptop gefüllt, an dem er aber nichts tut. Elegant-schwarze Hose, das Jackett ordentlich aufgehängt, weißes Hemd, dezent blaue Krawatte, Gel in den Haaren, penibel rasiert – sieht man gleich, das muss ein Anlageberater sein!

Ich denk noch so: Na, der traut sich was, heutzutage, seinen Beruf so demonstrativ und leicht erkennbar zur Schau zu stellen.

Haste gedacht! Er geht ans Handy: „Ah, du bists, ja sag mal, ich hab hier grade deine Leberwerte gekriegt und muss dir ja leider sagen, dass die wieder schlechter geworden sind. Merkst du noch... ich mein, merkst du davon was?“ Und so weiter. Nix Banker also, ein Arzt ist er.

Doch nein, ich bin mir da immer noch nicht so recht sicher. Der erste Eindruck ist ja meist der richtige. Zumal doch wohl kein Arzt so laut und so öffentlich mit der Krankengeschichte eines Patienten um sich schmeißen würde. (Will ich jedenfalls hoffen! Zumindest bei meinem!) Das war mit Sicherheit eben doch so ein Bankhansel, die haben sich aber angesichts der aktuellen Lage nur einen neuen Code ausgedacht, mit dem sie ihren wichtigsten Heuschreckenkunden die Kontostände mitteilen: „Leberwerte“ = Wert des Depots (oder wie das heißt), „schlechter geworden“ = naja, halt: schlechter geworden, „merkst du was?“ = konntest du heute noch Geld von deinem Konto abholen oder hat mans dir schon gesperrt...?

Wir kennen die ja langsam, diese Brüder! Denen traut man mittlerweile doch alles zu! Dabei hat „Leber“ wahrscheinlich sogar eine Doppelbedeutung, einmal Kontostand und andererseits wirklich Leber. Dann sind die sog. Leberwerte in dem Jargon zusätzlich noch die, die der Kunde sich aus Kummer über die Lage mittlerweile zusammengesoffen hat und deren Höhe sich umgekehrt proportional zum Kontostand verhält.

Mal weitergedacht: Womöglich arbeitet der Typ auch noch für die Bahn und bereitet insgeheim trotz allem Mehdorngewese der letzten Monate immer noch den Börsengang vor?! War ja zum Beispiel am Wochenende im Extra Tip: Der Göttinger Bahnhof erhält aus irgendeinem von diesen modernen Konjunkturprogrammen 600.000 Euro für eine neue Anzeigetafel in der Eingangshalle und paar kleine auf den Bahnsteigen (die dann wahrscheinlich zusammen das Doppelte kosten werden, weil die Planer sich irgendwo verrechnet haben - außerdem muss man sich das auch erstmal richtig zu Gemüte führen: Da hängen also locker mal rund drei Einfamilienhäuser mit Grundstück über einem an der Wand). Werden die auch bitter nötig haben, die Bahn hat ja im abgelaufenen Jahr 2008 einen Gewinn von lediglich 2,5 Milliarden (vor Steuern) gemacht, da ist für eine Anzeigetafel und sonstige Investitionen natürlich nix mehr bei über. So üben die sicher schon mal, das selbst erwirtschaftete Geld woanders hinzutun: Kriegen nachher ja sowieso alles die Aktionäre, und auf die Weise kriegen die Grubenmanager schon mal ein Gefühl dafür, wie das funktionieren könnte.


Wo ich grad sowieso bei Instinktlosigkeiten bin: Gestern war in Göttingen wieder großes Fahrradrennen, und zwar unter dem Titel „Tour d’Energie“. Hauptsponsor offenbar die Stromfritzen von e.on. Am Jahrestag von Tschernobyl.

Sonntag, 26. April 2009

Knödelsberg

Es ließ mir dann doch keine Ruhe: Gibt es einen Ort, der Knödelsberg heißt? Das wohl nicht, aber dafür einen Berg dieses Namens. Ich zitiere:

„Das Dorf Honneshau gehörte zu den Dörfern, die am nähesten zu Kremnitz liegen [...]. Das Dorf ist von drei Seiten mit Bergen umgekreist. Von Norden ist es die Volle Henne, deren Teil die Honneshauer aber auch die Kuneschhauer »Ojbaschaa« nennen. Im Osten ist der Höhezug und im Westen die Grenze zu Deutschlitta, ist es der Huthügel und Knödelsberg.“

Womit das dann also auch beleuchtet wäre. Wesentlich zu wissen ist vielleicht noch:
„Das Dorf ist sehr eng mit der Stadt verbunden und umgekährt.“
Und gesellig gehts da dem ersten Anschein nach wohl auch zu: „Immer trifft man sich mit dem Thema der Herkunft der Hauerländern.“

Ob das nu aber jedermanns Sache ist? Wohl nicht, denn zumindest wissenschaftlich..., ja: „Wissenschaftlich beschäftigte sich mit diesem Thema ein einziger Mann - Prof. Hanika.“ Und auch ich könnte jetzt nicht sagen, dass mir dieser Ort oder Berg nunmehr weniger egal geworden wäre.

Wer trotzdem mehr wissen will:
http://www.geocities.com/diekarpatendeutschen/Honneshaud.html

Zugdurchsagen

Mit zum Dümmsten, was einem im Zug begegnet, gehören bekanntermaßen die Zugdurchsagen vor und nach jedem Zwischenhalt.

„In wenigen Minuten erreichen wir Neustadt. Dort haben Sie Anschluss an den ICE nach...“
Wozu braucht man das? Wer braucht das? Wer auf seiner Fahrt von A nach B ein- oder auch mehrere Male umsteigen muss, weiß das schließlich gefälligst vorher!
Oder sind diese Sachen für Leute, die einfach so drauflos fahren? „Ach, von hier könnte ich nach Knödelsberg, da wollte ich eigentlich immer schon mal hin, dann steig ich doch mal aus und um...“ Ist das vorstellbar? Jedenfalls wohl nicht bei einem Ort, der Knödelsberg heißt (ob es den gibt, weiß ich nicht, ist mir auch relativ egal). Allerdings könnte ich mir so einen Impulsumstieg bei manchen Leuten denken, wenn sie etwa Haschbach als mögliches neues Reiseziel hören. (Doch, das gibts, hat die Postleitzahl 66871 und liegt zu allem Überfluss auch noch am Remigiusberg, jahahaa...!)

Ein entscheidender Vorteil des Busfahrens gegenüber dem Reisen mit der Bahn ist in diesem Zusammenhang: An den Haltestellen wird einem im Bus nicht dauernd gesagt, auf welcher Seite man aussteigen soll. Wär ja auch noch schöner, was denn nu wohl noch? „Und bitte benutzen Sie zum Aussteigen die Türen!“ – oder was? Wobei, ich möchte hier auch keine schlafenden Hunde wecken, womöglich steht dieser Zusatzsatz demnächst in der Dienstanweisung für Zugdurchsager?! Also will ich lieber nichts gesagt haben.

Besonders hübsch wird das übrigens so gut wie immer, wenns englisch wird. „Lehsnchntelmern, in a few mints we arrive Kassel-Ouilemshehe. Get out on se right side.” Fertig.
Merkense was? „Alle ihr Englischsprecher, jetzt aba raus ausm Zuch hier!” (Davon, dass hier regelmäßig „arrive“ – ankommen – mit z.B. „reach“ – erreichen – verwechselt wird, red ich besser schon gar nicht...) Dafür werden die hiermit angesprochenen Leute aber in der Regel nicht mit irgendwelchen Anschlussmöglichkeiten vollgeschnasselt, was wahrscheinlich von Vorteil ist. Zumindest für alle anderen, denen auf diese Weise das Gelaber ebenfalls erspart wird.

Relativ sinnfrei sind meist auch Begründungen für Verspätungen: „Aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf hat unser Zug eine Verspätung von 25 Minuten...“ Ganz abgesehen davon, dass es dem Reisenden ja wohl völlig egal sein kann, warum ein Zug verspätet ist, heißt dieser Satz da oben auch noch, wenn man ihn übersetzt: Weil irgend etwas später fertig wurde als geplant, hat der Zug Verspätung... Mithin also: Der Zug hat Verspätung, weil er Verspätung hat.
Der Gipfel des Hohns ist dann: „Wir bitten um Verständnis.“

Einen ganz speziellen Charme haben dagegen hin und wieder die Ausrufe von Snack-Verkäufern und –innen, die im Zug rumrennen. „Eis! Eiiis...! Konfeekt...! Magnummm...! Eis, leckere Eisse...“

Jandliana

vom vom zum zum: Ernst Jandl dürfte auch so manches Mal gereist sein und musste sich dabei wahrscheinlich zumindest gelegentlich über die Ödnis des Rumsitzens hinwegtrösten. Das kommt schließlich durchaus vor, zum Beispiel wenn man das falsche Buch mitgenommen oder die Menge des mitgeführten Lesestoffs überschätzt hat. In so einem Fall wird man dann evtl. selbst tätig und macht sich neuen.

Das Schöne an Jandl ist ja, dass man ihn so leicht imitieren kann. Zum Beispiel:

– Nicht nur nicht nur, sondern auch sondern auch
– Entweder entweder oder oder
– Sowohl sowohl, als auch als auch
– Weder weder noch noch
– Je je, desto desto
– Je mehr je mehr, desto weniger desto weniger
– Wenn wenn, dann dann
– Einerseits einerseits, andererseits andererseits

Und wenn man damit durch ist, kann man sich dann noch überlegen, wo bei diesen Sachen wohl ein Komma dazwischen gehört und wo nicht.

Samstag, 25. April 2009

Die ultimative Erlebniskartoffel

Es ist ja aber nicht so, als hätte ich nur in der Bahn merkwürdige Erlebnisse. Wochenendeinkäufe sind zum Beispiel auch manchmal ergiebig.

Mit etwas googeln kam ich nämlich dann doch drauf, dass es das Zeug schon seit drei oder so Jahren gibt, dabei bin ich der PommFix Mikrowellenkartoffel, die mit o.g. Slogan beworben wird, wirklich erst heute im R*w*-Markt begegnet. Im Sonderangebot hatte man die, für 29 Cent. Pro Stück.

Eine hauteng in Plastikfolie verpackte Kartoffel (also quasi die Kartoffel in Leggings), die man samt ihren Sprossen, die die Hose, sorry: die Folie nach und nach zu sprengen drohen, in die Mikrowelle stecken kann. Um sie dort „vorwiegend festkochend“ zu garen. Und dann, horribile dictu, womöglich auch noch zu essen!

Ich wusste mal wieder nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

Besser wohl lachen, denn in demselben R*w*-Markt werden ja auch „Löwen-Ei-Nudeln“ [sic!] angeboten. Dass Löwen Eier legen, noch dazu welche, aus denen man Nudeln machen kann, hielt ich lange Zeit für ein böswilliges Gerücht, aber ich muss es wohl hinnehmen: Das ist offenbar die lautere Wahrheit, das „Löwen-Ei“ gibt es tatsächlich.

Wie sagte schon Gundolf der Leidige: „Hinnehmen ist besser als wegnehmen!“

Anfang 01

Nachdem ich neuerdings einen neuen mietesichernden Job habe, muss ich jetzt einfach mal damit anfangen, ein paar Sachen, die mir da so passieren, in schriftlicher Form festzuhalten. Zum Beispiel solche:

Pärchen auf dem Bahnsteig in Marburg, ca. Mitte zwanzig wohl,
dem äußeren Anschein nach geflegten Standes und auch ansonsten
i.S. Lebensbewältigung sicherlich einigermaßen bei Groschen.

SIE: Also, die Züge nach XY fahren immer um zehn vor, ne? Dann
fährt also der nächste... öhm... der nächs--te fährt... dann... öh... um...

ER (vorsichtig): ... um zehn vor...?

SIE: Nu LASS doch mal, ich muss mich konzentrieren, hier! Also
der nächste fährt dann... um... äh... uummm... öh...

ER (schon ungeduldiger): ... zehn vór?!...

SIE (laut): Nu HÖR endlich auf, mich zu stören, so krieg ich das doch
nie raus! ODER WILLST DU DA ZU FUSS HIN LAUFEN!?!

Nuja.

Wenn also einer eine Reise tut...

Manchmal sind die Dinge einfach unbezahlbar, und das verkommen zu lassen, wer möchte das verantworten?! Ich nicht!

Und ich fahr ja jetzt brotberuflich mit der Bahn, jeden Tag, sogar so, dass es eine "Bahncard100" dazugab, deren Preis ich mittlerweile schon beinahe abgefahren habe. Ich wünsch mir weiterhin viel Spaß, sag ich mal so...