Samstag, 27. Februar 2010

Nebenbei gesagt

... ists ja auf Reisen nicht nur in unseren eigenen Landen zuweilen recht lustig. Prag hat auch einiges zu bieten. Nicht nur Francis auf der Karlsbrücke,



wenn er grad mal da ist, d.h. wir da sind, so wie letztes Jahr im September.

Die dortige Küche hat gelegentlich recht internationale Züge. Vergleichbares kannte ich bisher nur aus Brüssel, wo man in der Dönerbude schon mal "Pommes im Fladenbrot" bekommt. Baguette mit Pommes ist aber wohl genuin Pragerische Touristenküche.



Geschlagen wird das höchstens von dem ansonsten sehr gemütlichen Pub in Morpeth (Northumberland, GB), wo es Pommes als Beilage zum Kartoffelauflauf gab. Alternativ hätte Reis zur Auswahl gestanden.

Auch die Kunst, Preiselbeeren in Scheiben zu schneiden, um sie einzeln zum Hauptgericht zu servieren, dürfte auf Prag beschränkt sein, und da auch noch auf die "Pivnice" (Kneipe), die diese Karte vorhält.



Dass man aber bitte auch hier keinen Fälschungen aufsitzt, ist dem Prager Geschäftsmann ein ähnlich dringendes Anliegen wie dem in Würzburg.

Zahlenspiele

Wenn man beim öff. rechtl. Rundfunk mathematisch etwas hinter sich selbst her ist und die selbstgewählte Durchnummerierung der Stationen nicht mehr kapiert, ist das schon mal schlimm genug.



Ganz anders aber muss zu denken geben, wenn man auch in künstlerischen Kreisen den Unterschied zwischen fünf und zehn nicht mehr klar hat. Nun hat das Wort "Quintett" zwar mehr mit Latein als mit Mathe zu tun, muss also nicht automatisch Rückschlüsse auf rechnerische Fähigkeiten zulassen. Aber ist das wirklich ein Grund, die Menge der angegebenen Leute vor dem Fototermin nicht nochmal zu kontrollieren?



Die sind doch alle lange vor den modernen PISA-Zuständen zur Schule gegangen!

Was lernt uns das? Früher wars eben doch nicht alles besser. Auch wenns jetzt trotzdem alles um so schlimmer sein mag.

Winter

Zugegeben, auch mir wird dieser Winter so langsam etwas lästig. Muss man aber deswegen gleich zum äußersten greifen?!



Was kommt wohl als nächstes?

"Kerner bläst Trompete"?

"Maischberger zupft Harfe"?

Aber gottseidank ist der Winter ja anscheinend eh grad auf dem Rückzug. Der wird was geahnt haben.

Bahnhof Heidelberg

Im Heidelberger Bahnhof gibts mitten in der Eingangshalle ein paar – wie nenn ich diese Butzen jetzt mal, Pavillons? – Pavillons, die allem Anschein nach durch entsprechend gewillte Geschäftleute irgendwie wochenweise zu mieten sind. Ich hab da schon so einiges an Verkaufsmodellen kommen und gehen (und auch wiederkommen) sehen. Köstlich ist zum Beispiel alle Vierteljahr dieser Mensch mit den Schneidwaren (Fachbegriff), von Scheren über zuweilen echt monströse Nagelknipser bis hin zu Skalpellen (welcher Chirurg kauft wohl seine Bestecke im Bahnhof?!) und Zahnarztspiegeln und -spateln. Zahnarztzangen hat er wohl vielleicht auch im Angebot, könnt ich mir vorstellen, aber so genau hab ich dann doch nicht hingeschaut, das ist auch so immer alles grausig genug.

Neu ist in der Riege der hier sich einmietenden Leute seit ein paar Tagen ein Ökobauer und –bäcker der Extreme, der mit seinen agrarischen Produkten auf sich aufmerksam machen möchte. Und nicht zuletzt mit den Grundsätzen seiner Tätigkeit.



Wie muss man sich das wohl vorstellen? Wird bei denen das Brotgetreide gewaltfrei geschnitten, gedroschen und gemahlen? – Das heißt, nein, Dreschen gehört ja im strengen Sinne nicht zum Anbau, das ist mehr schon unter dem Aspekt Ernte zu sehen, den man aber clevererweise in der PR-Maschinerie ausspart! (Ha! Erwischt!)

Wie aber dann? Das Feld wird mit dem Seidenschal gepflügt? Das Grünzeug und die Nüsse usw. fürs selbstgeklöppelte Pesto werden unter sanftem Streicheln im (selbstverständlich handwarm- oder wohl besser noch kaltmassierten) Öl gebadet, bis alles ob dieser Sinnesreize vor Wohligkeit, womöglich behaglich stöhnend, schier zerfließen möchte und sich selbständig in die Weckgläser (den "Ruheraum" für Vegetabilien?) zurückzieht und den Deckel hinter sich zuschraubt?

Mer weeß et nich, mer steckt nich drin. Und fragen möchte man auch mal wieder nicht, irgendwie ists ja doch viel schöner, da einfach die Fantasie spazieren gehen zu lassen.


In die nüchterne Realität zurück zwingt den philologisch interessierten Menschen dann einen Moment lang aber doch der Anblick der großen Anzeigetafel in der Bahnhofshalle.

Heidelberg ist nämlich einer der ganz wenigen unter den mir bekannten Bahnhöfen, in denen großflächige Information über die anstehenden Zugläufte noch mit so Abroll-Dingern geregelt wird und nicht mit einer digitalen Leuchtanzeige. Das sorgt manchmal auch für recht vergnügsame Effekte, wenn son Abblätterding mal wieder hängen bleibt. Auf die Weise fahren die Züge dann schon mal angeblich nach Fralkfurt oder Wiesloch-Wallcoq.



Und wieder kommt man ins Träumen, während man gedankenverloren seinen Pappbecher mit dem (erstaunlich gut trinkbaren) Ein-Euro-Kaffee von "Yorma's" in den Händen dreht und den Geruch von frischgebackenem Brot aus der gewaltfreien Agrarökonomie noch in der Nase hat: "Wallcoq-au-vin, wie mag das wohl schmecken ...?"

Hachja ... Aber nein, besser als Helgas fränkischer Sauerbraten kann das ja nicht sein! Ich mein: Rindstück ausgewählter Art mindestens eine Woche in der essigbetonten Würzmarinade gelagert, dann im Bräter (welch barsches Wort! Aber mach was, so heißt diese verdienstvolle Gerätschaft halt im entsprechenden Jargon) bei sanfter Hitze im Würzsud gut gebadet stundenlang und unter Zusatz von einzwei glasvoll guten Weins in die Ofenröhre und dort für ausreichende Zeit der Wärme anheimgegeben, ohne jedoch dabei zu vergessen, den unbedingt notwendigen Lebkuchen in die Soße gemengt zu haben ... (schmatz) -- nein, auch ein Wallcoq-au-vin kann selbst bei aktivster Fantasie und unter Aufbietung aller verbliebener (Raucher, ne?) Rezeptorzotten auf der Zunge und in der Nase nicht mit Helgas fränkischem Sauerbraten konkurrieren!

Echt nicht.

Aber der Gedanke war trotzdem schon mal irgendwie prima, oder?!

Nuja.

Blöd ist allerdings, dass diese Bahn-Anzeigen natürlich alle paar Minuten wechseln! Bis man da mal den Fotoapparat ordentlich in Anschlag hat, ist schon wieder alles anders. Bäh! Denn wie gern hätte ich gestern das Ziel Frankcurt abgelichtet! Man stelle sich das mal als echten Vornamensversuch vor! Auf derart kevineske Kapriolen sind ja bisher noch nicht einmal die Brüdernundschwestern in den Ostgebieten gekommen; sollte man ihnen vielleicht mal vorschlagen? Den Bild-Beweis muss ich aber schuldig bleiben, jedenfalls noch, denn meist geht das alles eben doch zu schnell, wie gesagt.


Aber nicht nur mechanische Unzulänglichkeiten sorgen in Heidelberg für den einen oder anderen rechtschreibérischen Kopfkratzer im ÖPNV. In der Straßenbahn (wie ich neuerdings feststelle ist übrigens inzwischen auch, selbst, sogar in Heidelberg die Straßenbahn, in die man einsteigen kann, ohne vorher ein Bergsteigerdiplom gemacht zu haben, erfunden worden! Allerdings ohne dass sich dieser, an sich ja höchst lobenswerte, Gedanke schon flächendeckend durchgesetzt hätte) hängen immer gern mal Werbe- und Ankündigungsplakate, über deren Gestaltung sich die entsprechenden Layout-Praktikanten oder Art-Directors (wo ist da eigentlich der Unterschied?) besser nochmal einen oder zwei Gedanken gemacht hätten.



Nicht dass ich was gegen die Ausbreitung von gepflegtem Jazz oder qualifiziertem Englischunterricht einzuwenden hätte! Im jeweiligen Gegenteil! -- Aber:

Wann war wohl zuletzt ein 29.02. an einem Donnerstag? In diesem Jahr jedenfalls schon mal nicht.

Abgesehen davon und vor allem jedoch: Kein Wunder, wenn sich die allgemeine kritische Sensibilität gegenüber den Themen "Datenschutz" und "demokratische Freiheitsrechte im Computerzeitalter, unter Berücksichtigung des das Volk bekloppt machen sollenden Irrsinns sogenannter Terrorbekämpfung, der nur dazu dient, die Leute blöd und gefügig zu halten, wogegen wir aber dringend was machen müssen, wenn wir den Schäubles und Westerwelles dieser unserer Republik nicht das Feld überlassen wollen" nur so mühsam durchsetzt, wenn man neben einem flashcne Datum auch noch lesen muss, dass selbst so ein gestandenes Grundrechteschützer-Mannsbild wie Gerhart Baum es nur zu einem Votrag bringt.

Da geht ja dann niemand hin. Kann ja unter diesen Ankündigungsbedingungen schon niemand. Am 29.02.?!

Seis drum, fordert dieser Fund mich also dazu heraus, dann eben auf diesem Wege auf dies und dies und dies hinzuweisen und diese Themen weiter in die Welt zu tragen.

Freitag, 19. Februar 2010

Nochmal Simrock

Einfach nur, weils so treffend formuliert ist, und bevor es womöglich gar in Vergessenheit gerät, sei noch das Sprichwort nachgetragen, das in jenem Sammelwerk unter der Nummer 4.291 erscheint:

"Jedes Ding hat seinen Handgriff, nur das Mistspreiten hat seinen Schludder."

Solche Dinge macht man sich nämlich heute doch viel zu selten mal ernstlich bewusst! Find ich. -- Also deswegen jetzt, mal so gesehen, dacht ich, ne?

Nützlich fürs Leben sind überdies vielleicht auch die wohl ewig gültigen volksmündlichen Mahnungen Nr. 1.891a: "Tu den Eierkuchen unter dem Arm hinweg." sowie Nr. 2.230: "Spotte nicht mit der Eule, das ist auch ein Vogel."

Ist schon ein harter Hund, dieser Sprichwort-Volksmund. Oder?!

Würzburg

Neulich verschlug mich die Erwerbstätigkeit mal wieder vertretungshalber ein paar Tage auf die Strecke nach Würz- und Regensburg. Schon am ersten solchen Tag zeigte sich jedoch die Bahn damit überfordert und ließ mich in Würzburg stranden.

Was macht man, wenn man plötzlich und unerwartet vier Stunden Aufenthalt in Würzburg hat? Genau, man schaut sich das mal an da.

Also raus aus dem Bahnhof, und als erstes blickt man auf die Straßenbahn.



Soso, mhm, aha, ja, was es hier alles gibt! Hinter dem Straßenbahnknotenpunkt gehts aber direkt weiter durch eine Straße, die in das führt, was man dem Besucher hier als Ersatz für eine belebte Fußgängerzone bereithält.

Ich hab mir nicht gemerkt, wie die heißt, "Straße der Optiker" wäre aber allemal treffend, denn es reiht sich hier ein solcher an den nächsten. Und wie die sich alle gegenseitig in der Buhlschaft um die Gunst des Kunden auszustechen versuchen, es ist wieder mal eine reine Werbepracht. Allein dies hier:



Und das stimmt natürlich auch wirklich, diese Verheißung lässt sich mittels eines Blicks durch das Schaufenster mühelos verifizieren: Da hängt in diesem Laden tatsächlich nicht nur eine, sondern gradezu Hunderte Brillen an den Wänden. Ob diese Lockung aber als Alleinstellungsmerkmal ausreicht, darf bezweifelt werden, denn die Konkurrenz hält jeweils auch mehrere Brillengestelle feil.

A propos "ein" aber: Direkt nebenan scheint sich ein Kollege insbesondere an sparsame Monokelträger wenden zu wollen, denen er dann bei geschickter Nutzung des Sonderangebots nur das bisschen Fassung berechnen würde, das man dann noch braucht. Bleibt aber doch die Frage, ob man davon leben kann, diese Zielgruppe ist ja heutzutage eher etwas begrenzt.



Der wird sich das aber wohl gut überlegt haben.

In so einem, wahrscheinlich ziemlich zermürbenden, Konkurrenzkampf kann wohl jedenfalls nur reüssieren, wer sich beizeiten spezalisiert oder sich was besonderes hat einfallen lassen. Er hier zum Beispiel:



Die berühmten Hornbrillen waren ja schon im 19. Jahrhundert ein Renner, gell? Ein offenbar bis heute tragfähiges Geschäftsmodell und man hat, wie es scheint, daran gedacht, das entsprechende Patent immer wieder zu erneuern.

Dies möge als kleiner Eindruck von den diesbezüglichen Verhältnissen mal reichen. Bei der Fülle an Optikern wundert es aber andererseits nicht, dass einige den ewigen Konkurrenzkampf unter Gläserschmieden für sich beendet haben und lieber andere Geschäftsfelder belegen, ohne dabei jedoch die berufliche Herkunft zu verleugnen.



Wohingegen er hier die Branche doch noch deutlicher gewechselt hat als Kamerad Hörrohr:



Wird er diesen drastischen Schritt inzwischen bereuen? Und sich vielleicht mittlerweile gedacht haben: "WÄR ich man damals mit Carl nach Jena gegangen, dann müsste ich jetzt nicht zerkleinerte Leichenteile in die Därme der je betroffenen getöteten Tiere füllen ..."? -- Man weiß es nicht, vielleicht ist er ja auch ganz glücklich mit seiner Wahl. Ich mochte nicht in ihn dringen und hab also nicht gefragt.

Im nachhinein bedaure ich es jedoch ein wenig, nicht in den Laden gegangen zu sein, denn schon als ich das sah, fiel mir jene alte Menschheitsfrage wieder ein: Wie nennt man das, was Schlachter tut? Schlachten, logisch. Aber wie nennt man dann das, was ein Metzger tut?

Seis drum, gehen wir ein Stück weiter, dann stellen wir fest, dass dem Würzburger offenbar viel daran gelegen ist zu demonstrieren, dass es bei den Geschäften in ungefährer Bahnhofsnähe alles mit rechten Dingen zugeht und man als Besucher nicht etwa Gefahr laufen muss, in falschen Geschäften sein Wesen treiben zu sollen.



Ein Bemühen, das allerdings gelegentlich gar allzu krampfhaft zu werden scheint, so dass etwa dem eher den naturwissenschaftlichen Dingen zugeneigten Geschäftsmann schon mal die Grammatik entgleist.



Doch man soll über fremder Leuts Andersbegabungen ja keine Witze machen.

Gewarnt sei allerdings ausdrücklich vor Würzburger Schuhverkäufern! Spätestens seit Al Bundy weiß der Fernsehzuschauer zwar ohnehin, dass mit dieser Kaste nicht besonders gut Kirschen essen ist. Aber selbst Al Bundy hat, wenn mich nicht alles täuscht (so genau hab ich die Serie damals nicht verfolgt), seinen Kunden immer irgendeine reelle Chance gelassen. Nicht so der Schuhdiscounter in Würzburg! Bei ihm wird dem Kunden auch noch die letzte halbiert! – Aber lassen wir ihn selbst sprechen:



Daher flüchten wir also zurück zum Bahnhof, nicht ohne allerdings auf dem Weg dorthin an einem Brötchenhöker vorbeizukommen, der einem auf dem ersten Weg nicht direkt aufgefallen ist, obwohl er das durchaus hätte können, wenn nicht gar müssen.



Und ja, Kaffee gibts da auch. Aber in dieser Stadt wundert einen selbst das nicht mehr so recht.

Die deutschen Sprichwörter

Die aktuelle Ausgabe "des Simrock" (d.h. "Die deutschen Sprichwörter, Gesammelt von Karl Simrock", Reclam Stuttgart, 1988/2000) zählt ihrer 12.396 Stück. Ganz schön rührig, dieser Volksmund, möchte man da denken. Anders wär aber ja auch schlecht, denn wie steht a.a.O. unter der Nummer 12.374?

"Müßige Leute haben seltsame Gedanken."

Wie lange mag also der Volksmund wohl gelegentlich trotzdem schon auf der faulen Haut gelegen haben, bis ihm das Sprichwort einfiel, das im besagten "Simrock" unter der Nr. 7.682 verzeichnet ist:

"Oportet ist ein Brettnagel."

Fotohandy

In Zukunft werd ich einfach doch immer einen richtigen Fotoapparat mitnehmen. Handy ist hie und da zwar auch schon mal ganz praktisch, aber ab einer gewissen Entfernung schaffen diese Dinger die Schärfen ja nicht mehr richtig, und die Verschwimmungen geben dem Motiv dann einen derart surrealen Effekt, dass man schon einen Tag nach der Aufnahme lieber nicht mehr glauben möchte, was man da zu sehen bekommen hat.

Sonntag, 7. Februar 2010

Anführungszeichen ...

... werden, ähnlich wie ihr kleiner Bruder Apostroph, allenthalben ja falsch angewandt. Einige Einzelhändler besinnen sich offenbar aber langsam eines Besseren und verzichten auf Doppelhäkchen am unrechten Ort. Wer Verzicht üben will, braucht jedoch oft eine Ersatzbefriedigung seiner Gelüste.

Wie das gehen könnte, macht ein Lebensmittelhöker in Heidelberg deutlich und benutzt statt der falschen Anführung falsche Klammern:



Ob sich das wohl durchsetzen wird?