Mittwoch, 28. April 2010

Psychologie

Der allseits bekannte Wiener Arzt Sigmund Freud gilt als ein, wenn nicht der Pionier der Tiefenpsychologie. Hat die menschliche Seele also gewissermaßen in der Vertikalen ausgelotet.

Die - ja, nochmals - Münsteraner Kollegen brüsten sich damit, hier eher in der Fläche und folglich mehr in der Horizontalen des Seelischen etwelche Entdeckungen gemacht zu haben. Erstes (?) herausragendes Ergebnis dieser Forschung ist die sog. »quadratische Depression« oder modern-englisch:



der mittlerweile sogar eine Gedenk-Rasenfläche gewidmet wurde, wie man hier sieht.

Nur: Wie mag sich eine »quadratische Depression« wohl äußern oder anfühlen? So dass auch der interessierte Laie weiß, wann er traurigerweise daran leidet?

Immerhin kann man sich aber Dinge wie tief oder flach immerhin noch irgendwie vorstellen, wir leben ja in einer Welt, deren »Realität« (auch son Thema, aber nicht heute) an den bekannten zwei-drei Dimensionen, die man aus dem Geometrieunterricht kennt, halbwegs erkennbar ist. So kann man auch - jedenfalls in der Theorie - den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Neurose sichtbar machen.

Problematisch wird es, wenn es in unsern computerisierten Zeiten ins Virtuelle schwenkt: Über das ziellos-traurige Gejammer des stets unterforderten Androiden »Marvin« aus den von Douglas Adams zusammendelierierten Romanen über das Leben als »Anhalter durch die Galaxis« konnte sich der Leser noch amüsieren. Damit nahm er - Marvin, also Adams - aber ja nur das kürzlich entdeckte Phänomen des »bore-out«, Gegenstück zum sog. »Burnout« der stets Überforderten, vorweg. (Auch wenn das mit der Neuigkeit des Boreout sooo weit auch wieder nicht her ist, denn Freund Volksmund wusste natürlich wieder lange vorher, dass man sich - auch im Job - zu Tode langweilen kann.)

Aber es geht ja noch schlimmer und technisch-moderner: Mittlerweile beschweren sich auch Programme (hier bei der Online-»taz«) darüber, dass sie eine von ihnen subjektiv als bedauernswert empfundene Existenz fristen müssen.



Außerdem ist Griechenland pleite. So hat eben jeder seine eigenen Probleme. -- Aber wer hat gesagt, dass das Leben leicht sein soll?

Montag, 26. April 2010

Die Comic-Industrie!

Wer bisher wirklich dachte, dass die großartigen »Werner«-Comics von Rötger Feldmann (alias »Brösel«) alle von ihm selbst per Hand gezeichnet würden und aus Schleswig-Holstein kämen, sei, so schwer es mir fällt, eines besseren belehrt: Inzwischen (?) wird offenbar auch »Werner« ähnlich industriell hergestellt wie irgendwelches blödes »Asterix«-Franchise nach dem Tod des hochehrwürdigen René Goscinny!

Und diese Werner-Fabrik, im südlichen Jargon: das »Werk«, liegt - ausweislich der Anzeige an der dortigen Buslinie 6 - in Regensburg!



Wieder eine Illusion weniger! Grmpf! -- Doch nein, ich für meinen Teil weigere mich, das alles wirklich so einfach zu glauben!

Vielleicht wirds ja ne Serie

In diesem Sinne also:

Aus unserer Reihe »Menschen, die nu wirklich wohl jeden Witz über ihren Namen schon mal gehört haben werden« präsentieren wir hier für die Sportler und sonstwie Gesundheitsbewussten unter uns die nomenestomentliche Startnummer eins:

Freitag, 23. April 2010

Kriminelles Göttingen

Das mit dem Menschenhandel bei Wohnungsmaklern letztes Jahr hat sich offenbar inzwischen erledigt. Was aber nicht heißt, dass man in Göttingen seitdem davon Abstand nähme, ganz öffentlich zu Straftaten aufzurufen!

In diesem Fall ruft die Kreishandwerkerschaft per Banner am Haus zur (zumindest Begünstigung von) Schwarzarbeit auf! In der Reinhäuser Landstraße, keine hundert Meter vom Rathaus entfernt!



Wo lebe ich nur?! Mannmannmannmannmann ...

Dienstag, 20. April 2010

Straßenbahn

Ach, und übrigens hab ich heute nicht nur virtuell irgendwelche Kasselschen Wegbeschreibungen herausgepusselt, sondern musste die direkt auch selbst in die Tat umsetzen.

Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass das alles so schwierig sein kann! Zumindest in Kassel nämlich ist das Fahren mit der Straßenbahn genau genommen offenbar illegal!



Aber ohne Nutzung der Bahndinge gehts eben auch nicht ...

Merkwürdige Karrieren

Was macht eigentlich Tom Gerhardt heute, diese wohl nervigste unter den pudelbemützten Krawallcomedyschachteln? Ich jedenfalls hatte lange nichts mehr von ihm gehört oder gesehen und, boah ey, echt??, dabei überhaupt nichts vermisst.

Bei der Entwicklung einer Streckenbeschreibung für die kurierischen Wege in Kassel bin ich aber sozusagen zufällig wieder auf ihn gestoßen, bei Google-Maps nämlich, in der Ansicht per »Satellit«.



Demnach lebt er also heute wohl – und zwar mitten - auf der Straße, hat aber trotz orthografischen Problemen, selbst beim Schreiben seines Namens, ein Medizinstudium anscheinend erfolgreich und sogar mit Promotion beendet. Glückwunsch!

Wobei: allzu weit wird es mit der Qualifikation eines Dr.med. nicht unbedingt her sein, wenn neuerdings sogar Geflügel zum Rigorosum zugelassen wird.

Natürlich sei zwar auch das Huhn Hans-Werner (*) herzlich zu seinem Erfolg beglückwünscht! Zumal es, im Gegensatz zu Tom Gerhardt, das Privileg genießt, zwar im Schatten aber wenigstens auf dem Bürgersteig sich eine Existenz zusammenpicken zu können und nicht buchstäblich auf der Straße sitzen zu müssen.



Irgendwie nachdenklich stimmt das aber wohl trotzdem.

Greift Minister Röslers Sofortprogramm zur Behebung des Ärztemangels also evtl. wohl schon?!

Davon abgesehen ist in Münster (daher das folgende Google-Satellitenbild) auch auf diesem Gebiet wohl wieder einiges anders: Dort gelingt es wenigstens einigen Vertretern dieser Zunft, sich statt offen auf dem Wege zumindest in Gebüschen niederzulassen. Das ist sicher auch im Sinne der Vertraulichkeit des Arzt-Patient-Verhältnisses wünschenswert.



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(*) So ungewöhnlich ist das gar nicht, dass Tiere scheinbar gegengeschlechtliche Namen tragen. Ich kannte z.B. mal wen, dessen Schäferhündin Horsti hieß.

Sonntag, 18. April 2010

Moderne Süßwaren

In meiner Kindheit in Ostfriesland nannte man Süßigkeiten im dortigen Platt »Bommongs«.

Nie wohl hat dieser Klang besser auf ein Lutschding in fünfjähriger Kinderhand gepasst als auf diesen Bollo mit Cola-Geschmack hier.

Westfälischer Schinken

Wo ich die vergangene Woche, wie gesagt, eh und trotzdem wieder vor allem im Zug verbracht habe, dachte ich mir am Freitag, dass ich doch mal den Kollegen begleiten könnte, der seit Anfang des Monats die Strecke Osnabrück-Münster abfährt. Muss ich ja auch kennen, wenn der mal krank wird oder Urlaub hat.

Osnabrück ist eher für den »Westfälischen Frieden« berühmt als für spektakuläre Fleischwaren, dennoch steht da vorm Bahnhof allerlei verrostete Kunst rum, die auf Letzteres hinweisen will. Diese Dinger



drehen sich sogar, und ich fürchte, bei Dunkelheit sind sie von innen beleuchtet, damit man die reingeschnitzten Ornamente schön erkennen kann.

Was das mit Schinken zu tun hat? Nun, auf dem einen Stück (dem hinteren) sind lauter Männer mit Messern dargestellt, auf dem andern (dem vorderen) sieht man mengenweise Grillspieße. Offenbar dienen diese Stehrümchen also der Feier von jahrtausendealter Metzgereikunst, wie sie in diesen Landen gepflogen wird. Das bestätigt eine beigestellte Legende.



Ganz schön brutal, finde ich.

Allerdings geht es bedeutend brutaler! Nee, ist klar, schlimmer geht immer, aber dennoch. Die Rede ist jetzt schon vom nahezu benachbarten Münster. Da ist es zwar ansonsten wirklich sehr schön, wie ich Freitag nach vielen Jahren mal wieder feststellen durfte, allerdings herrschen da mittlerweile recht merkwürdige Sitten. Eine echte Überraschung war für mich, dass man -- selbst die ehrwürdige Uni! -- Privatgelände in Münster inzwischen nur noch genehmigt kriegt, wenn man auch einen Parkschein hat.



Und aber erst die Bäcker in Münster!

War man in diesem Gewerbe bei den Kollegen in Bonn noch so nett, den Kunden eben nicht als Opfer zu bezeichnen, gehen die Münsteraner da ganz andere Wege.

»Bakerman is baking bread« sang man bei der Truppe Laid Back seinerzeit. Der Münsteraner Bäcker singt ein ander Lied: Der vergeht sich zwar auch nicht am Kunden, aber dafür schiebt er seine Freunde in den Ofen! Für den Kunden ist das wohl nur wenig vertrauenserweckender. Und es lässt sich denken, dass dieses Geschäftsmodell sich in kürzester Zeit von selbst erledigt, denn wie viele Freunde kann ein so Bäcker haben?

Donnerstag, 15. April 2010

Bonner Impressionen

Von Montag bis Mittwoch hatte ich die erwerbstätigkeitsbedingten Springer-Stiefel an und musste den Kollegen vertreten, der das Rheinland beschickt. Bonn-Düsseldorf-Bochum lautet hier die Parole, aber das kann außer dem Fachmann nun wirklich niemand aus dem Stand alles machen, darum trug mich die Fahrerei insbesondere nach Bonn.

Aber Moment mal: Bonn ...? Das gibts noch?! Ernsthaft?!

Ja, tatsächlich, Bonn gibt es wirklich immer noch! Seit zwar die Regierung (jedenfalls zu weiten Teilen, irgendwelche Ministerien sind ja wohl noch in Bonn geblieben, aber nur die unwichtigen wie Gesundheit, Verbraucherschutz, Umwelt, Bildung und so Kram) nach Berlin umgezogen ist, konnte man ja beinahe annehmen, dass dieses Städtchen am Rhein (»am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein«) von der Karte verschwunden ist, so wenig, wie man neuerdings darüber hört. Da ist ja Hannover öfter in den Schlagzeilen!

Doch nein, es ist so, Bonn existiert!

Es wäre aber auch zu schade drum, denn sonst gäbe es auch die diesbezügliche Buslinie 603 nicht mehr, die einmal quer durch die Stadt -- nein, nicht vom Hölzgen aufs Stöcksgen, sondern von Pützchen nach Röttgen fährt! Und wie sollte man sonst wohl nach Poppelsdorf kommen?! (Gut, das gäbs dann auch nicht mehr, aber wollmer mal nicht kleinlich werden.)



Nun, nach Poppelsdorf kommt man natürlich auch mit der Linie 601, wenn man nämlich mit so einem Bus Richtung Venusberg fährt. Den – also den Bus - benutzt unsereins, um zum Klinikum zu fahren und da die Pröbchen abzuholen. (*) Unter der Voraussetzung jedoch, dass man die nötige Bushaltestelle überhaupt findet, denn der Untergrund des Bonner Hauptbahnhofs ist – sagen wir mal: etwas unübersichtlich.



Oder auch so:



Womit noch ein Bezug zu Berlin hergestellt wäre, denn die dortigen U-Bahnstationen neigen ja zuweilen auch zu gewisser Fremdenfeindlichkeit bezüglich der Gewährung von Orientierungsmöglichkeiten. Notfalls reicht aber auch ein Vergleich mit dem Beitrag, den man in dieser Hinsicht bei den Leipziger Messehallen pflegt.



Ein Bäckereibetreiber in besagtem Bonner Bahnhofsuntergrund scheint das Problem allerdings begriffen zu haben und versucht, mit einem gewissen Trostangebot dem herumirrenden Reisenden zu etwas mehr Selbstbewusstsein zumindest auf dem Ernährungssektor zu verhelfen.



Was ihm hoch anzurechnen ist, denn dem Sprachduktus nach hätte er da ja auch »du opfer!« hinschreiben können, gell?! Hat er aber nicht gemacht, und das ist des Lobes wert, find ich. Mithin sei ihm also zugerufen: »Ey, Reschpéggd, Alda!«


Einmal dann doch ohne, wie gesagt, auf dem Weg verhungern zu müssen und auch sonst halbwegs unbeschadet am Busbahnhof irgendwie angekommen, stellt man fest, dass die transportable Uhr, etwa in Form eines hübschen Armbands oder auch eines schnöden Mobiltelefons, eine ausgesprochen sinnreiche Erfindung ist. Zumal bei Regen hätte man am Bonner ZOB anders kaum eine Chance, sich diesbezüglich zu vergewissern, ohne den sowieso spärlichen Schutz dieses Dächleins vor meteorologischen Unbilden vollends dahinzugeben.



Aber was soll uns auch das ständige Wissen um die aktuelle Uhrzeit, die Busse verkehren hier ohnehin eher im Sinne einer als »Absichtserklärung« (Hartmut Mehdorn, auch wenn er mit der Bonner Busplanung nicht sonderlich viel zu tun gehabt haben dürfte) zu verstehenden zeitlichen Festlegung.

Immerhin aber: Überm Karstadt wehen die Fahnen.



Das kennt man ja von anderen Imperienvorstehern: Wenn z.B. überm Buckingham Palace die Fahne oben ist, ist die Queen grad zu Hause. Herr Karstadt ist gestern also offenbar auch grade in seinem Einkaufspalast anwesend gewesen.

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(*) Kleiner Nachtrag für La Guapa, die es ja grade mit Beltane und so Sachen hat: Die zweite Abholstation in Bonn ist in der Carl-Troll-Straße!

Sonntag, 11. April 2010

Nageln

Ich kenne bislang vier Bedeutungen des Worts »Nagelstudio«: Eisenwarenladen, Kosmetiksalon, Bordell und Schneideraum (also da, wo Filme und Radiobeiträge zusammengenagelt werden, ne?). Hat jemand mehr zu bieten? Dann immer her damit. Vorher aber: bitte was ist wohl



eine Nagelplatte?

Zunächst wäre da sicher an die Bettstatt eines Fakirs zu denken, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Deutschland, noch viel weniger im kleinen Göttingen eine Interessenvertretung für indische Asketen geben sollte. Jedenfalls nicht unter dem Namen »Gin«, denn das spräche ja aller Askese geradezu Hohn.

Allerdings scheint, was immer das auch sein mag, die Nagelplatte unter akutem Ansehensverlust, wenn nicht gar Unterdrückung zu leiden, denn was sollte sonst eine Interessenvertretung mit eigenem Büro im Göttinger Zietengelände?

Wünschen wir also der Nagelplatte – sie lebe hoch! – ein gutes Gelingen bei ihren weiteren Bemühungen um die ihr wahrscheinlich gebührende Anerkennung!

Apostroph & Co.

Anführungszeichen und dergleichen waren schon mal Thema (s. dort). Einen besonders kreativen Gebrauch des Apostrophs haben sich die Schildermaler der Göttinger Verkehrsbetriebe einfallen lassen.



»Ohne Worte« sag ich da mal, denn dazu fällt mir echt nichts weiter ein ...

Wege zum Ruhm

Reich und berühmt werden – für viele Leute das Traumziel schlechthin. Aber wie macht man das?!

Soll man sich bei Bohlen bewerben? Einen IMM-Beruf ergreifen? Oder doch lieber ganz anders? -- Denkbar ist auf diesem Felde wieder vielerlei. So kann man sich zum Beispiel auch als unbekannte italienische Regionalpolitikerin ausgeben, und schon landet man in der »Süddeutschen«! Am 31. März erst, also vor nicht einmal zwei Wochen wurde das Foto durch die Agenturen getickert, und doch kam es einem gleich auf den ersten Blick so vor, als wäre dieses Gesicht schon seit Jahren in der Öffentlichkeit bekannt! Das klappt aber verlässlich wohl nur bei Männern.



Zumindest fällt mir grad keine Frau ein, bei der das schon mal auf ähnlichem Wege funktioniert hätte. (Die Behauptung, dass etwa Veronica Ferres sich unter dem Namen Til Schweiger ... Das ist nur ein böses Gerücht!)

Für manche reicht es aber schon, ein paar Semester hier studiert zu haben, um zu Ehren zu kommen und in Göttingen einer Straße den Namen leihen zu dürfen.



Dieses Argument probier ich später auch mal, wenn alles andere nicht geklappt haben sollte!

Anglizismen

Achja, das Englisch um uns rum ... Es kann schon eine Plage sein. Im Göttinger Bahnhof gibt es gar ein »WC-Center«! Früher mal hätte da »Toiletten« gestanden. Nu ist das ja aber Französisch, also auch kein großer Gewinn für Puristen. Und einfach nur »Klo« zu schreiben – sieht nicht so schön aus, ist außerdem keine Alternative, denn das ist ja wieder nur Englisch, von »closet« (kleiner [Wand-]Schrank). Schwierig also wieder mal, alles.

Doch es gibt wirklich Bereiche, in denen sich das Englische als wahrer Segen erweisen kann. Bei Computern zum Beispiel. Denn mal ehrlich, wer sich bei Computerwörtern ans Deutsche halten will, fällt damit ziemlich unweigerlich auf die Nase.



Außerdem stimmt es überhaupt nicht, dass das Englische erst in den letzten paar Jahrzehnten, etwa durch Musik und Computerei, im Volke so »dominant« geworden wäre. Erste (?) Spuren dieser Entwicklung bei der breiten Masse des Volks weisen auch in Göttingen mindestens in die Mitte des 19. Jahrhunderts!

Mittwoch, 7. April 2010

»Freiheit« - Ein Nachtrag zur Präzisierung

»Freiheit«, sagte ich, sagt Harry Rowohlt, »ist nämlich, wenn man sich morgens fragt, was man wohl tun wird. Zwang ist, wenn man es weiß.« Und Freiheit, fand ich seinerzeit, sei allemal lustiger.

Ich werde das einschränken müssen, dahingehend, dass, wenn man morgens zum neuen Auchmal-Arbeitsplatz, in dem Fall also Büro, schon mal aufgebrochen ist, danach da sitzt, und sich dann erstmal fragen muss, was man wohl tun soll, weil niemand da ist, der darüber was weiß, weil der diesbezüglich direkte Chef außer Haus ist, das ganz schön doof sein kann.

Wenn man sich die bewusste Frage also daheim, morgens und beim Aufstehen oder dergl. heimischen Verrichtungen fragt, ist das ein ganz anderer Schnack und dem vom geschätzten Herrn Rowohlt Gemeinten wohl ein Stückchen näher.

Aber wie das dann halt so ist, wenn man vom Zuhause erstmal weg ist: Arbeit zieht Arbeit nach sich, selbst wenn man auf den ersten Blick gar keine hat oder zu haben scheint, wenn man dann dort ist. Das kommt dann schon, insbesondere eben am Arbeitsplatz, der trägt seinen Namen ja nicht ohne Grund. Und so war der erste Tag im neuen Job also denn doch schomma recht lustig, wenn auch an Erzähl- oder gar Fotografierbarem noch nicht ernstlich ergiebig.

Immerhin: Zu jenem Arbeitsplatz kann ich zu Fuß hingehen, wenn auch den größten Teil leicht bergauf, und wie ich den Laden kenne, wird sich allein auf diesem Weg schon was ergeben. (Ich hatte leider den Fotoapparat nicht mit. Kommt dann also alles noch! Ich hab da schon – mindestens - ein Motiv im Auge ...)

Freitag, 2. April 2010

Abschied nehmen – ein Nachtrag

Auch in die »Lounge« am Frankfurter Bahnhof komme ich dank der neuen Tätigkeitsbeschreibung in Zukunft nur noch in Ausnahmefällen. Eigentlich fast schade, denn gelegentlich wars da



nämlich trotzdem nahezu gemütlich. Allein das Zeitungslesen dort, bei Umsonstkaffee (Tee wär mir zwar lieber, aber diese Automaten kriegen eben kein ernstlich kochendes Wasser für auf die Beutel zu plöttern hin! Nichts gegen Beutel, aber kochend muss das Wasser dann schónn sein) und Ausblick auf das Gewusel an den Gleisen ... Nebenbei: All diese reisenden Menschen da, haben die denn kein Zuhause?! Und wenn doch, warum bleiben die da nicht einfach?! (Ganz einfach: Sie haben Lidl-Tickets, die bis zum 31.03. abgefahren sein müssen!) Die Welt könnte doch um so viel schöner sein, die Sitzplätze in den Zügen außerdem wesentlich gerechter verteilt, wenn mindestens die Hälfte dieser Leute sich einfach den Zauber der Heimat mal touristisch erschlössen ...

Aber ich war ja bei Zeitung: Die nötigen tagesaktuellen Leitmedien aus dem Printbereich stehen in der Lounge zur Verfügung, unter geflissentlicher Auslassung zwar der BILD (warum eigentlich?) und der TAZ (warum eigentlich?) und der WELT (gut, die vermisst nu wirklich keiner), aber wirklich alles kann man sicherlich auch nicht erwarten. Und alles lesen gar eh nicht. Aber sonst? Doch, da gibts nix zu meckern: FAZ, FR, SZ, FTD, die solide upper-upper-middle-upper-middle-middle class dürfte sich zielgruppenmäßig gut versorgt fühlen. (So gesehen: Ist die WELT also doch dabei, aber immer alle Exemplare grad in Gebrauch, wenn ich komme? Könnte gut sein, aber ich will hier auch niemandem was unterstellen.)

Und nu gilt ja nach dem Werbespruch des Bahnhofsbuchhandlungskonzerns Schmidt&Hahn:



Was so ganz falsch auf den ersten Blick nicht ist, denn z.B. aus der »Süddeutschen« hat, bis ich komme (kam), oft genug irgendwer das Fö-... Feuje-... Feuillliele- ... also den Kulturteil geklaut. Aller Voraussicht nach ja wohl, um ihn auf der Weiterreise dann in Ruhe zu lesen. Und das heißt wahrscheinlich a bisserl was.

Falsch ist dieser Werbespruch dann aber andererseits natürlich doch, denn wahrlich, ich sage euch: Wer wirklich klug ist, bleibt natürlich tunlichst zum Lesen hübsch gemütlich zu Hause auf dem Sofa oder im Bett! Oder liest vielleicht noch am Schreibtisch. Aber keinesfalls steigt, wer klug ist, eigens in einen Zug, um dort in Ruhe zum Lesen zu kommen!

Klar, wenn man erstmal in den Zug reingezwungen ist, kommt man (kam ich) gut schon mal auf ein Buch pro Tag. Aber stehts in Sachen Bildung wirklich dafür?

Dagegen stehen nämlich alle diese Leute, die extra mit der Bahn fahren, um mit ihren Angeberhandys (sind Handys ohnehin schon eine Seuche: iPhones sind erst recht die Pest! Mit denen muss man nämlich zu allem andern auch noch in der Gegend rumwedeln, damit auch wirklich jeder mitkriegt, dass man sowas hat, das ist offenbar Telekom-vertraglich so festgelegt) telefonieren oder das Andereleutenervpotential der Ohrknöpfe ihrer MP3-Player ausprobieren zu können.

Insbesondere letzterer Aspekt scheint diesen Leuten ausgesprochen wichtig, grad gestern hat mich -- ich war ziemlich vertieft in »The Life and Opinions of Tristram Shandy«, dieses altertümliche Englisch ist echt nicht einfach, wenn man sich erstmal eingermaßen eingelesen hat aber hoch lustig! -- so einer aus heiterm Himmel im Vorbeigehen und mir gegens Knie tretend angepöbelt, Knopf im Ohr, was ich denn über ihn zu lachen hätte, ich solle mich mal besser im Spiegel anschaun, um zu erkunden, wie bescheuert ich aussehe, und mir ansonsten an ihm ein Beispiel nehmen, er würde wenigstens nicht so stinken wie die Frau da vor ihm, die ebenfalls in KS-Wilhelmshöhe zum Ausgang strebe. (Vokabular behutsam verändert.) Sprachs und ging -- buffta-buffta-buffta-buffta klangs ihm nach -- weiter pöbelnd weiter Richtung »Ausstieg in Fahrtrichtung rechts«.

Wird mir also ab demnächst was fehlen?

Naja, mal schaun.