Donnerstag, 15. April 2010

Bonner Impressionen

Von Montag bis Mittwoch hatte ich die erwerbstätigkeitsbedingten Springer-Stiefel an und musste den Kollegen vertreten, der das Rheinland beschickt. Bonn-Düsseldorf-Bochum lautet hier die Parole, aber das kann außer dem Fachmann nun wirklich niemand aus dem Stand alles machen, darum trug mich die Fahrerei insbesondere nach Bonn.

Aber Moment mal: Bonn ...? Das gibts noch?! Ernsthaft?!

Ja, tatsächlich, Bonn gibt es wirklich immer noch! Seit zwar die Regierung (jedenfalls zu weiten Teilen, irgendwelche Ministerien sind ja wohl noch in Bonn geblieben, aber nur die unwichtigen wie Gesundheit, Verbraucherschutz, Umwelt, Bildung und so Kram) nach Berlin umgezogen ist, konnte man ja beinahe annehmen, dass dieses Städtchen am Rhein (»am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein«) von der Karte verschwunden ist, so wenig, wie man neuerdings darüber hört. Da ist ja Hannover öfter in den Schlagzeilen!

Doch nein, es ist so, Bonn existiert!

Es wäre aber auch zu schade drum, denn sonst gäbe es auch die diesbezügliche Buslinie 603 nicht mehr, die einmal quer durch die Stadt -- nein, nicht vom Hölzgen aufs Stöcksgen, sondern von Pützchen nach Röttgen fährt! Und wie sollte man sonst wohl nach Poppelsdorf kommen?! (Gut, das gäbs dann auch nicht mehr, aber wollmer mal nicht kleinlich werden.)



Nun, nach Poppelsdorf kommt man natürlich auch mit der Linie 601, wenn man nämlich mit so einem Bus Richtung Venusberg fährt. Den – also den Bus - benutzt unsereins, um zum Klinikum zu fahren und da die Pröbchen abzuholen. (*) Unter der Voraussetzung jedoch, dass man die nötige Bushaltestelle überhaupt findet, denn der Untergrund des Bonner Hauptbahnhofs ist – sagen wir mal: etwas unübersichtlich.



Oder auch so:



Womit noch ein Bezug zu Berlin hergestellt wäre, denn die dortigen U-Bahnstationen neigen ja zuweilen auch zu gewisser Fremdenfeindlichkeit bezüglich der Gewährung von Orientierungsmöglichkeiten. Notfalls reicht aber auch ein Vergleich mit dem Beitrag, den man in dieser Hinsicht bei den Leipziger Messehallen pflegt.



Ein Bäckereibetreiber in besagtem Bonner Bahnhofsuntergrund scheint das Problem allerdings begriffen zu haben und versucht, mit einem gewissen Trostangebot dem herumirrenden Reisenden zu etwas mehr Selbstbewusstsein zumindest auf dem Ernährungssektor zu verhelfen.



Was ihm hoch anzurechnen ist, denn dem Sprachduktus nach hätte er da ja auch »du opfer!« hinschreiben können, gell?! Hat er aber nicht gemacht, und das ist des Lobes wert, find ich. Mithin sei ihm also zugerufen: »Ey, Reschpéggd, Alda!«


Einmal dann doch ohne, wie gesagt, auf dem Weg verhungern zu müssen und auch sonst halbwegs unbeschadet am Busbahnhof irgendwie angekommen, stellt man fest, dass die transportable Uhr, etwa in Form eines hübschen Armbands oder auch eines schnöden Mobiltelefons, eine ausgesprochen sinnreiche Erfindung ist. Zumal bei Regen hätte man am Bonner ZOB anders kaum eine Chance, sich diesbezüglich zu vergewissern, ohne den sowieso spärlichen Schutz dieses Dächleins vor meteorologischen Unbilden vollends dahinzugeben.



Aber was soll uns auch das ständige Wissen um die aktuelle Uhrzeit, die Busse verkehren hier ohnehin eher im Sinne einer als »Absichtserklärung« (Hartmut Mehdorn, auch wenn er mit der Bonner Busplanung nicht sonderlich viel zu tun gehabt haben dürfte) zu verstehenden zeitlichen Festlegung.

Immerhin aber: Überm Karstadt wehen die Fahnen.



Das kennt man ja von anderen Imperienvorstehern: Wenn z.B. überm Buckingham Palace die Fahne oben ist, ist die Queen grad zu Hause. Herr Karstadt ist gestern also offenbar auch grade in seinem Einkaufspalast anwesend gewesen.

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(*) Kleiner Nachtrag für La Guapa, die es ja grade mit Beltane und so Sachen hat: Die zweite Abholstation in Bonn ist in der Carl-Troll-Straße!

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