Donnerstag, 30. Juni 2011

Bildung

Man sagt ja, dass »Lesen bildet«. Dieses Sprichwort verkürzt den Sachverhalt auf unzulässige Weise, denn entgegen der Anmutung dieses lapidaren Satzes kommt es durchaus darauf an, was genau man da liest. Auch die Bestsellerliste im »SPIEGEL« liefert hier nur bedingt eine Handreichung, am besten fragt man daher den Germanistikprofessor oder die Germanistikprofessorin des Vertrauens nach Lesevorschlägen, um am Ende zu ...:



Ähnliches gilt für der bloßen Ausbildung gewidmete Fachlektüre, allerdings muss man da schon etwas vorsichtiger sein. Gerade machdem im Zusammenhang mit irgendwelchen »Paketen« oder sonstigen Plänen (ich sag nur »Bologna«) unserer Bundes- und Landesregierungen ja wieder höchst notwendig geworden ist, auf den Unterschied zwischen Bildung und »Ausbildung« hinzuweisen. Den man da nicht zu kennen scheint. (Ich sag nur: »Bologna«)

Merke: Ein, beispielsweise, Architekt, der Bücher aus dem Thieme-Verlag oder von Gräfe und Unzer empfiehlt, möchte damit vielleicht nur über seine Enttäuschung ob seiner Berufswahl hinwegtäuschen.

Weil er z.B. lieber Koch oder Arzt geworden wäre, wofür aber die Begabung dann doch nicht reichte, etwa weil man in der Küche oder am OP-Tisch doch präziser arbeiten können muss, als es einem Hirn gegeben ist, das für (wie gesagt: beispielsweise) Architektentätigkeit aus Sicht des hier grad eingetretenen Stands der Evolution vorgesehen war.

Manche Leute kommen eben besser mit flüssigem Gestein (also: Beton) zurecht als mit flüssigem Ei (sagen wir mal: Omelett). Oder mit Skalpells und Lebertransplantationen. Das sagt gar nichts, aber auch gar nichts!, über ihre sonstigen geistigen Fähigkeiten!

Kein Grund also, Architekten (wie gesagt, nur mal so als Beispiel) in Sachen Bildung oder Leseverhalten zu »diskriminieren«, auch wenn sie evtl. nicht wissen, wie man auch nur den Namen eines Autors (beispielsweise: »Houellebecq«) richtig ausspricht. Das können auch ganz andere Leute nicht!

Und wer weiß, vielleicht will besagter -- nur mal als Beispiel -- Architekt mit so einem Hinweis auf fachfremde Bücher ja auch nur darauf hinweisen, dass er interessenmäßig wesentlich mehr auf dem Schirm hat als das Wissen darum, wie man Beton in Häuserform gießt.

Weil er zwischen Bildung und Ausbildung zu unterscheiden weiß. Mal so gesehen.

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