Donnerstag, 8. Juli 2010

Unterhaltungen aus dem wahren Leben

Dramatis personae: Zwei Damen gesetzten Alters aus wohl eher nördlichen Gefilden auf dem Weg Richtung Süden. Im Regionalzug, der ab Nürnberg (wo ich momentan umsteigen muss) bis nach München fährt, nicht ohne dabei Regensburg auszulassen, wo ich aber leider eben aussteigen muss(te).

Eingangsszene: Man richtet sich ein und verteilt das Gepäck großflächig um sich herum. Vor lauter Konzentration auf diese Verrichtungen und wohl auch vor Atemlosigkeit nach dem Gehetze, den Anschlusszug noch zu erreichen, herrscht gute zehn Minuten lang wortlose Stille; es wird auch beim Räumen nicht einmal geflucht, obwohl doch aber diese Art Zug für die mitgeführten Gepäckmengen nicht ausreichend (im Grunde nämlich gar keine, was andern Fernreisenden viel Raum für entsprechendes Gefluche lässt) Möglichkeiten zur Unterbringung bereit hält. Man setzt sich irgendwann. Hält die Stille durch. Bis eine von beiden das Schweigen dann doch endlich durchbricht.

Ich hatte Notizbuch und Kugelschreiber wegen irgendwas eh grad in der Hand. Gäbs Gott, dass ich auch sonst immer so schnell alles parat hätte! Seis drum. Es entspinnt sich also folgender Dialog:

- Irgendwo rechxs muss doch hier die Buich sein, ne? Is das da die Buich? Kuck doch ma!

- Nee, das is ersma alles nur Gebirge!

- So ne Buich is aber auch ein großes Gebäude ...?

- Wie heißt die dann einglich, Regnsbuich heißt die dann, die Buich jetz, ne?

- Nee, jetz war ja grad erss Nüermberch ... Regnsbuich is schpäter ...

- Och deshalb! Nee, dann kann das ja auch nich!

- Nee, stimmt, Geld schtinkt nich.

- Und dabei pechschwarze Haare, ich mein, das entschtellt ein'n ja auch!

- Aber ihr Mann is ja auch aus Berlin.

- Nein: Sie lebt da ja jetz!

- Ach, der Mann nich?

- Neiiin, die hat doch jetz n Neujn!

- Achso! Das wusst ich ja gar nich. Aber ich sach ja immer, da sind beide an schuld. Is ja nie einer alleine in schuld.

- In Berlin meinst du?

- Überhaupt!

- Er wohnt da ja auch.

- Ich denk nich?

- Doch, der wohl, er aber nich.

- Und mit den is sie jetz zusamm?

- Die Kinder sind ja jetzt auch schon so bei 20 ...

- Ja, die Kinder leiden immer am meisten!

- Und die Schuhe sind ja so teuer geworden!

- Wir brauchen das ja nich mehr, unse Füße wachsen ja nich mehr.

- Ja, leider! Ja, leider!

- Und beie Omas kann man die Kinder ja auch nicht mehr lassen, die müssen ja auch alle immer arbeiten ... Wie macht die das denn jetz?

- Bei die Tauschbörse meinst du?

- Nein, Mechthild kauft ja immer in'n Internet.

- Klar, da krisstu ja die Tischörts schon für zwei Euro.

- Oder Schuhe!

An diesem Punkt musste ich leider aussteigen.

Manchmal ist dieser Job echt doof, man könnte sooo viel mehr erleben, wenn es diese engen Zeitvorgaben nicht gäbe ...

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